Zwei- und dreifarbige, lilac und chocolate Briten – das gibt es nun im 17. Jahr und soll es auch weiterhin geben. Aber da war doch mal was? Da war die Erinnerung an lockige „Hauskatzen“, hübsche Tiere, German Rex hießen die, die man ab und zu auf Ausstellungen sehen konnte. Irgendwie ließ sich dieses Bild nicht verdrängen, eine sollte es sein, nur so, als Gegenstück zu den dicken Briten. Das muß doch zu finden sein, im Zeitalter des Internet und mit vielen Katzenkontakten! Also: Zunächst mal die alten Edelkatzen gewälzt, irgendein Züchter kann vielleicht weiterhelfen. Und dann die Enttäuschung: Die züchten alle nicht mehr, die Tiere leben nicht mehr (teilweise die Züchter auch nicht). Es gab nur eine Adresse in Essen, Frau Hackmann, die sollte solche Tiere haben. Hatte sie auch, aber nicht für mich. Wenn ich nicht züchten wollte, könnte ich keine Katze haben, außerdem wären die Tiere nichts für eine Katzengruppe, die ich nun habe. Aber da wäre jemand in der Schweiz, da sollten ihre letzten Tiere hingehen, und würden auch weitergezüchtet. Nur Name und Adresse war nicht zu erfahren. Wofür gibt es Internet? Weitersuchen, nicht nur in der Schweiz, auch weltweit. Fast alle Katzenvereine haben die Rasse anerkannt, zu haben war sie nirgends. Und dann passierte etwas unglaubliches: Ich hatte die aktive Suche schon fast aufgegeben, da bekam ich eine Mail: Helfen Sie, die liebenswerte German Rex vor dem Aussterben zu bewahren! Ich habe sofort Kontakt zu Frau Schwarzenbach aufgenommen und in der folgenden Zeit gingen etliche Mails hin und her. Frau Schwarzenbach war tatsächlich die „sagenhafte“ Frau, die von Frau Hackmann 2 German Rexkatzen bekommen hatte und auch schon einen Hybridenwurf gemacht hatte! Eine Rexkatze für mich? Kein Gedanke, die gehen alle an Züchter. Es wird noch Jahre brauchen, bis man Tiere an Liebhaber abgeben kann! So lautete die Auskunft, und es kam auch der Hinweis, die Tiere seien sehr dominant. Aber der Kontakt war nun da, also dranbleiben! Frau Schwarzenbach hatte eine sehr schöne Infomappe zusammengestellt, über die Herkunft der Rasse, mit vielen Fotos und Stammbaumkopien, aus denen aber nur eine sehr enge Zuchtbasis hervorging. Diese Mappe brachte viele Leute, die mich kennen, an den Rand der Geduld. Sie mussten sich alle wieder und wieder die Bilder ansehen, bekamen vorgelesen, wenn sie nicht mehr wollten, kurz: Niemand wurde verschont, und wer mich kennt, weiß, dass ich in dieser Richtung penetrant sein kann! Zur gleichen Zeit hatte Frau Schwarzenbach viele Artikel in Katzenzeitungen, auch in der Edelkatze, die German Rex war wieder im Gespräch. Aber wie es manchmal ist: Sie hatte einiges Pech mit den Würfen, eine der Rexkatzen nahm nicht auf – ich hörte nichts mehr. Und dann stand eine Anzeige im Katzen Extra: German Rex! Das Zauberwort! Sollte es noch andere Züchter geben? Anrufen – sofort – und eine deutsche Telefonnummer war es auch noch, auch wenn „planetenweit“ von Kalletal entfernt. Es meldete sich Frau Jänicke in Dresden, die von Frau Schwarzenbach eine Hybridkatze bekommen hatte. Zwei Rexkatzen aus derselben Zucht waren ebenfalls nach Sachsen gekommen. Also doch noch Hoffnung? Ja, aber nur, wenn ich züchten wollte... Frau Jänicke hatte sogar noch einen deutschen Züchter ausfindig gemacht, der seine Zucht aufgeben wollte und der deshalb alle Tiere abgab. Eine dieser Katzen behielt sie, die anderen Tiere, die teilweise schon recht alt waren, nahm ihre Bekannte mit, da sie mehr Platz hatte. Tja, Zucht? Mit Hybriden, um den Genpool zu erweitern? In einer ländlichen Gegend, in der nicht mal Briten leicht zu verkaufen sind, wenn sie nicht blau sind und „Kartäuser“ heißen, sollte ich nun auch noch kurzhaarige „Hauskatzenmischlinge“ unterbringen? Aber einen Kater! Ich würde ihn für einige Deckungen halten, wenn er denn interessant für die Zucht wäre, das konnte ich immerhin anbieten. Na, in ein paar Jahren könnte es soweit sein! Ich warte auch noch ein paar Jahre, aber nun, so kurz vor dem Ziel: So eine Rexkatze will ich, keine Devon Rex, wie sie meine Freundin züchtet, keine Selkirk Rex, wie der junge Mann, der sich dazu eine Britin von uns gekauft hatte, nein, eine German Rex sollte es sein, Farbe völlig egal! Nun gab es auch eine German-Rex-Gruppe im Internet, es gab Homepages, auf denen man sich immer mehr „Appetit“ holen konnte (und wo Werbung für meine Briten gemacht wurde, man staune!), man bekam Mails, wenn es Würfe gab oder „gesellschaftliche Ereignisse“, es fand sich sogar eine Bekannte, die sich als German-Rex-Freundin outete, und dann kam ein Foto: Ein entzückender kleiner Kater, der mit einem Federwedel spielt, Exoty-Rex v. Batu. Aber nicht für mich – natürlich nicht! So etwa lautete mein Kommentar auf das Foto. Und dann sollte es doch einen für mich geben: Frau Hein, die eine Rexkatze aus der Schweiz bekommen hatte, hatte ihren ersten Rexwurf, einen einzelnen schwarzen Kater. Und den könnte ich haben! Happy End? Nun, wo es so konkret wurde – ich wäre am liebsten sofort losgefahren – kam die Variante, die sicher viele kennen: Da war der Mann, Klaus, inzwischen rexgeschädigt, der ein Machtwort sprach. War ja alles richtig, was er sagte, ich kannte die Züchter nur über das Internet, hatte nie eines der Tiere gesehen und wollte gleich ein paar hundert Kilometer fahren, um einen Haufen Geld für ein Liebhabertier auszugeben. Die Diskussion zog sich über den langen Samstagabend hin, da habe ich niemanden mehr angerufen. Aber auch „der Mann“ ist ja ein Katzenfreund, und schließlich weiß er auch, wie hartnäckig ich sein kann, wenn ich wirklich etwas will. Und die Sache mit der Zucht war ausdiskutiert und abgehakt worden als etwas, das ich mit der Britenzucht nicht mehr vereinbaren kann. Sonntags telefonieren, das erste persönliche Gespräch mit den Leuten, die ich doch aus dem Netz schon „urlange“ kannte, so war das abgemacht, und so eine Mail wurde dann auch noch losgeschickt, die sehr nett und verständnisvoll beantwortet wurde: Ich hätte bis Ende November Zeit, um mich zu entscheiden, aber sollte ruhig anrufen. Schließlich wollten auch die Heins ja wissen, mit wem sie es zu tun bekämen. Und dann war da wieder eine Mail von Frau Jänicke an die Rexgruppe: Exoty wäre wieder zu haben, die Züchterin hätte sich doch lieber für ein Mädchen entschieden. Mehr stand da nicht, kein Angebot an mich oder irgendeinen anderen. Jetzt also auch noch Auswahl, also zweimal telefonieren. Erst Frau Jänicke anrufen, mit der hatte ich schon einige Male gesprochen und wir hatten einen guten Draht zueinander. Schon nach den ersten Worten war es keine Wahl mehr, sie sagte ganz ehrlich, sie habe gehofft, ich würde anrufen. Ich denke, das hat auch Klaus überzeugt. So war der Anruf bei Familie Hein leider nur noch eine Absage, und ein blautabby German Rex sollte bei uns einziehen. Leipzig Die Übergabe des lang ersehnten Katerchens war noch mal ein Abenteuer, aber mehr für meine Nerven. Exoty sollte von Dresden nach Leipzig mit dem Zug gebracht werden, ich wollte dort ausstellen und Exoty dann mitnehmen. Aber ausgerechnet an diesem Samstag sollte in Leipzig eine Demo stattfinden, eine Sache, die mich seit Jugendtagen nicht mehr interessiert hat, und Neonazis liegen mir überhaupt nicht. Gegen 17.00 Uhr wollte Frau Jänicke da sein, es haben mir fast alle Aussteller etwa ab 14.00 Uhr unaufgefordert die Uhrzeit gesagt, wenn sie mich sahen. Dann kam die schlimme Meldung, dass die Demo am Hauptbahnhof starten würde, keine Straßenbahnen fahren würden und der gesamte Verkehr außen um die Stadt geleitet würde. Und Frau Jänicke hatte ihr Handy abgeschaltet – ich bin wie ein Tiger im Käfig auf und ab gelaufen. Um 18.00 war die Ausstellung zu Ende und ich musste dann heimfahren – ich hatte schon wilde Pläne im Kopf: Ich schicke meine Katze mit meiner Freundin nach Hause, da kann Klaus sie dann abholen, und bleibe noch einen Tag da und versuche, Exoty aus Dresden mit der Bahn abzuholen, andere Gruppenmitglieder, die auch am Sonntag ausstellten, würden mich einfach mitnehmen müssen. Aber es klappte alles, auf einmal stand eine Frau mit einem Kennel in der Hand vor der Bühne ( meine Katze war auch noch nominiert), die habe ich angesprochen. Und sie war’s! Und sie hatte m e i n e n German Rex im Kennel! Großer Bahnhof bei der Rückkehr in den 1. DEKZV Nun gab es einen großen Bahnhof für einen kleinen Kater. Er wurde von Frau Sattler begrüßt, von Frau Ehmke begutachtet, von Frau Hilling fotografiert, er wanderte von Arm zu Arm und machte diese Sache etwas erstaunt, aber nicht abgeneigt, gern mit. Die eine Stunde, die die Ausstellung noch dauerte, bekam Exoty noch einen Quarantänekäfig („Vielleicht muß er ja mal?“), auch Frau Hölter bewachte ihn und einige Richter nahmen in der „Stewardküche“ erstaunt zur Kenntnis, dass es noch German Rex gibt – und dass einer von ihnen nach vielen Jahren in den 1. DEKZV zurückgekehrt ist. Mein Gefühl war unbeschreiblich, so auf Wolke 7 habe ich jahrelang nicht mehr geschwebt! Und nun? Der Rest ist einfach: Schon auf der Heimfahrt, die ein teils weinendes, teils schimpfendes Katerchen mitmachte, haben meine Freundin und ich Exoty in Emil umgetauft – eine so deutsche Katze muß doch einen deutschen Namen haben! Zu Hause hat Emil sofort gefressen und „musste mal“. Klaus hat er im Sturm erobert, der trug ihn schon am nächsten Morgen auf der Schulter. Ich habe vorher noch nicht erlebt, dass sich ein Jungtier so selbstbewusst den vielen dicken Katzen präsentiert hat wie Emil. Nach einem Vormittag war völlig klar, wer bei uns der neue Chef ist. Tatsächlich lieben ihn alle Katzen und legen großen Wert auf seine Gesellschaft. Es lieben ihn auch alle Menschen, die ihn kennengelernt haben. Mit seiner schmusigen, aber doch frechen Art hat er unseren Tierarzt („das solltet ihr züchten, der macht doch Spaß“), die gesamte Ortsgruppe Bielefeld ( er war sozusagen Wahlhelfer) und sogar weniger katzenbegeisterte Menschen (ich nenne nur zwar tolerante, aber an Tieren völlig desinteressierte Vermieter) überzeugt. Und noch was: Ich habe allerdings noch immer keinen eigenen German Rex. Klaus hat einen, der ist blautabby und heißt Emil!
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